Das Mediapro-Desaster hat die Ligue 1 erschüttert! Ist die französische Liga aus den Fugen geraten? TV-Rechtsexperte Pierre Maes teilt seine Einschätzung dazu. Tauchen wir ein in die turbulente Welt des französischen Fußballs!

Die Ligue 1 inmitten des Mediapro-Desasters: Ist sie außer Kontrolle geraten?

Die Ligue 1 steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Verhandlungen zwischen der Ligue de football professionnelle (LFP) und potenziellen Fernsehsendern wie Canal+, BeIN Sports und DAZN befinden sich in der Endphase. In dieser einmaligen Situation analysiert der TV-Rechtsexperte Pierre Maes, Autor von „La ruine du foot français“ (Fyp, 2022), die Lage und gibt seine Expertenmeinung ab.

Ein beunruhigendes Szenario

Pierre Maes beschreibt die aktuelle Situation als beinahe katastrophal für das Produkt Ligue 1. Die ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen Anbietern haben zu einer erheblichen Einschränkung der Sichtbarkeit geführt. Frustrierte Zuschauer wenden sich vermehrt dem Piraterie-Streaming zu. Für die Ligue ist dies auch ein Image-Desaster. Seit dem Mediapro-Debakel scheint sie planlos zu agieren. Die Übertragungsrechte wurden zu einem Bruchteil dessen verkauft, was Mediapro hätte zahlen sollen. Die neuerlichen Verhandlungen für die Rechte von 2024 bis 2029 scheinen eine Kette von katastrophalen Fehlentscheidungen zu sein.

Die Verlierer in dieser Verhandlungsrunde

Die großen Verlierer dieser Verhandlungen könnten die kleineren Vereine sein, die stärker von den TV-Rechten abhängig sind als die großen Clubs. Für sie könnten die TV-Rechte bis zu 80% ihrer Einnahmen ausmachen. Besonders problematisch wird es, wenn diese Vereine bereits hohe finanzielle Verpflichtungen eingegangen sind, vor allem im Bereich der Spielergehälter. Die niedrigen TV-Rechte geben ihnen weniger Argumente, um hochwertige Spieler anzuwerben und zu halten.

Canal+ in einer starken Position

Canal+ hat sich in den letzten Jahren gegenüber Konkurrenten wie BeIN Sports, Altice und Mediapro behauptet und befindet sich nun in einer monopolistischen Position. In einem solchen Markt bestimmt der Käufer den Preis. Die Verhandlungen mit Canal+ und BeIN Sports könnten sich hinziehen, um den Preis der TV-Rechte zu senken. Vincent Labrune, Präsident der LFP, hatte eigentlich auf eine Milliarde Euro gehofft, wird aber wohl ein ernüchterndes Ergebnis erzielen. Maes sieht darin einen Fehler Labrunes, der zu hohe Erwartungen geweckt hat und damit die Verhandlungen negativ beeinflusst hat.

Die LFP als Hauptverantwortliche

Das Hauptproblem liegt laut Maes bei der Führung der LFP. Die LFP hat nicht erkannt, dass der Markt für TV-Rechte heute monopolistisch und intransparent ist. Früher konnten die Rechte zu hohen Preisen an den Meistbietenden vergeben werden, doch diese Zeiten sind vorbei. Die LFP muss pragmatischer und bescheidener sein und weniger Fehler machen. Durch die späte Organisation des Ausschreibungsverfahrens und die Einführung von Mindestgeboten statt Reservierungspreisen hat die LFP die Verhandlungen destabilisiert und die Preise überzogen.

Eine mögliche Lösung?

Maes schätzt, dass die TV-Rechte für die Ligue 1 letztendlich bei etwa 500 Millionen Euro pro Saison liegen werden. Canal+ wird sich die besten Spiele sichern und ein anderer Anbieter den Rest übernehmen. Die LFP muss jedoch noch mehr Demut und Pragmatismus zeigen. Im Moment scheint sie dies noch nicht zu tun.
Die Aussicht auf einen eigenständigen Ligue-1-Sender, der von der LFP betrieben wird, hält Maes für wenig glaubwürdig. Dies scheint eher ein Versuch zu sein, Canal+ einzuschüchtern. Die LFP spielt mit alten Vorstellungen, aber es gibt keine ernsthaften Pläne für ein solches Projekt.
Die Zukunft der Ligue 1 bleibt daher ungewiss, aber es wird erwartet, dass Canal+ die Kontrolle übernimmt und die TV-Rechte zu einem akzeptablen Preis erwirbt. Die LFP muss jedoch ihre Herangehensweise überdenken und realistischere Ziele setzen, um aus diesem Desaster herauszukommen.